Überleben ohne zu sterben - Kritische Bestandsaufnahme


Ein gestandener Männergesangverein wie der MGV Schloßberg e. V.  mit bald 115-jähriger Tradition, begleitet von immerhin noch 24 aktiven Sängern, ist zunächst ein Verein zur Pflege, Erhaltung, aber auch steter Gestaltung des Liedguts und des Chorgesangs - so verlangt es die Satzung. Leider kann sich bewährte Tradition in einer "wertelosen" Gesellschaft nicht mehr behaupten. Denn neben Überalterung, meist antiquierten Liedguts, damit ausbleibenden Neumitgliedern, ausuferndem Freizeitangebot und damit einhergehender Bindungslosigkeit junger Menschen verlagert sich die Sangeskunst - einst unbestrittene Domäne der MGVs - in neue Wege und Nischen kreativer Musikgestaltung - geeignet für junge Menschen mit Englischkenntnissen mit wenig Begeisterung für bayerische Vokalakrobatik!


Was ist dagegen zu tun?  Ein trotziges "Weiter so!" oder das traditionelle Liedgut dem Müllhaufen des Zeitgeistes rigoros zu opfern und dann "finis musicae"!


Ich kann es nicht (mehr) verhindern, wir können es nicht verhindern, dass es so kommt, wie es kommen wird. Aber die herausragende Position eines Dirigenten als gesellschaftlicher Seismograph erfordert es, den unvermeidlichen Auflösungsprozess möglichst lange motivierend und gestaltend zu begleiten. Das bedeutet: Wir müssen uns nicht unser altersbedingt schwindendes Publikum zurückerobern, sondern den abhanden gekommenen Jugendlichen mit einem Mix aus bekannten, bewährten, aber auch mitsingaffinen Stücken eine neue Heimat bieten, verbunden mit einer innovativen, den Einzelnen mit oder ohne Notenkenntnis, jedoch seinen Talenten Raum gebenden Willkommens- und Probenkultur.


Motto: Konservative wollen bewahren; Dirigenten sollen, wollen und dürfen durch Verändern bewahren. Mehr sog i net!

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